GEBÄUDEPASS - als Gebäudematerialinformationssystem

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Projekttitel: 
Erarbeitung von Grundlagen für die Standardisierung von Gebäudepässen als Gebäudematerialinformationssystem
Akronym: 
GEBÄUDEPASS
Zeitraum: 
2013 - 2014
Projektdurchführung: 
Umweltbundesamt (UBA)
Ressourcen Management Agentur (RMA)
Auftraggeber: 
Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasser (BMLFUW)

Gemeinsam mit dem Umweltbundesamt (UBA) hat die Ressourcen Management Agentur (RMA) das Projekt „Gebäudepass“ im Auftrag des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasser (BMLFUW) durchgeführt. Das BMLFUW verfolgt damit das Arbeitsprogramm des Abfallvermeidungsprogramms 2011. Darin werden Schritte festgeschrieben, um u.a. eine Reduktion der Abfallmassen aus dem Bauwesen durch eine effiziente Förderung der Verwertung von Abfällen zu erreichen.

 

Aufgabe der Studie ist es, die Grundlagen für die Standardisierung von Gebäudepässen als Gebäudematerial-Informationssystem zu erarbeiten und damit ein Vorhaben aus dem Abfallvermeidungsprogramm des Bundes-Abfallwirtschaftsplans umzusetzen. Die Studie geht von der Vision aus, dass der Gebäudepass ein Informationssystem über die Materialbeschaffenheit eines Gebäudes sein soll, in dem die notwendigen Informationen zur optimalen, abfallarmen Bewirtschaftung des jeweiligen Gebäudes über seinen gesamten Lebenszyklus enthalten sind. Der Gebäudepass ist ein System zur Dokumentation von Bauaktivitäten, von eingesetzten Baumaterialien, der technischen Ausstattung (z.B. der Heiz-, Wasser-, Elektrosysteme) sowie von empfohlenen Instandhaltungsmaßnahmen und enthält Gebrauchsanleitungen für ein Gebäude. Er wird durch Planer, Gutachter bzw. Ingenieure erstellt, wird dem Eigentümer übergeben und begleitet das Gebäude. Der Gebäudepass bildet auch eine Grundlage für eine ökologische Bewertung des Gebäudes und ermöglicht am Ende der Nutzungsphase eine Optimierung des Rückbaus. Basierend auf dieser Vision wird in der Studie der relevante legistische Rahmen dargestellt, sowie bestehende Gebäudebewertungssysteme, bestehende Gebäudematerial-Informationssysteme und Materialinformations- sowie Dokumentationssysteme, die in der Industrie Verwendung finden, beschrieben. Eine weitere Grundlage der Studie besteht aus der Zusammenfassung aktueller Entwicklungen im Bereich von integrierten Bauplanungsprogrammen mit der Bezeichnung Building Information Model (BIM).

 

Die Studie geht von der Vision aus, dass der Gebäudepass ein Informationssystem über die Materialbeschaffenheit eines Gebäudes sein soll, in dem die notwendigen Informationen zur optimalen, abfallarmen Bewirtschaftung des jeweiligen Gebäudes über seinen gesamten Lebenszyklus enthalten sind. Der Gebäudepass ist ein System zur Dokumentation von Bauaktivitäten, von eingesetzten Baumaterialien, der technischen Ausstattung (z.B. der Heiz-, Wasser-, Elektrosysteme) sowie von empfohlenen Instandhaltungsmaßnahmen und enthält Gebrauchsanleitungen für ein Gebäude. Er wird durch Planer, Gutachter bzw. Ingenieure erstellt, wird dem Eigentümer übergeben und begleitet das Gebäude. Der Gebäudepass bildet auch eine Grundlage für eine ökologische Bewertung des Gebäudes und ermöglicht am Ende der Nutzungsphase eine Optimierung des Rückbaus.

 

Basierend auf dieser Vision wird in der Studie kurz der relevante legistische Rahmen dargestellt, sowie bestehende Gebäudebewertungssysteme, bestehende Gebäudematerial-Informationssysteme und Materialinformations- sowie Dokumentationssysteme, die in der Industrie Verwendung finden, beschrieben. Eine weitere Grundlage der Studie besteht aus der Zusammenfassung aktueller Entwicklungen im Bereich von integrierten Bauplanungsprogrammen mit der Bezeichnung Building Information Model (BIM). Aufbauend auf diesen Grundlagen wurden zwei Ansätze für die Entwicklung eines Gebäudepasses als Gebäudematerial-Informationssystem identifiziert. Im ersten Ansatz wird zunächst ein Gebäudematerial-Datenblatt eingeführt, welches die wesentlichsten Daten über die Baumaterialien und Massen eines Gebäudes beinhaltet. Die Gliederung des Gebäudematerial-Datenblatts berücksichtigt die Materialarten der in Vorbereitung befindlichen Recycling-Baustoffverordnung, die Vorgaben der ÖNORM B 2251 „Abbrucharbeiten“ und die Schadstoffarten der ÖNORM B 3151. Empfehlenswert wäre, dass das Gebäudematerial-Datenblatt bei der Baubehörde (Gemeinde) hinterlegt und in das zentrale Gebäude- und Wohnungsregister der Statistik Austria übernommen wird. Ausgehend vom Gebäudematerial-Datenblatt, werden in das Gebäudematerial-Informationssystem Schritt für Schritt die Module

 

  • Gebäudebeschreibung
  • Wartungsbuch
  • Materialbuch und
  • Dokumentenablage

 

ergänzt, sowie der Energieausweis integriert. Im Vollausbau kann das Gebäudematerial-Informationssystem in Anlehnung an Deutschland als Hausakte betrachtet und genutzt werden.

 

Bei den meisten Modulen handelt es sich um Vorlagen für Tabellen, die auszufüllen sind. Methodisch sollten diese Tabellen leicht zu entwickeln sein. Jedoch müssen auch für diese Tabellen Standards entwickelt und Stakeholder eingebunden werden. Die größte Herausforderung liegt in der Festlegung der Standards für das Materialbuch, da bei der Festlegung der zu dokumentierenden Parameter und Detailtiefen ein Kompromiss zwischen dem mit angemessenen Mitteln Machbaren und dem Ziel möglichst genauer Information gefunden werden muss.

 

Die Vorteile der Variante „vom Gebäudematerial-Datenblatt zur Hausakte“ liegen

  • im relativ geringen Entwicklungsrisiko und
  • in der Vorlage der deutschen Hausakte, die zum Teil als Standard genutzt werden kann.

 

Die Nachteile dieser Variante liegen

  • im eher beschränkten Entwicklungspotenzial (es wird immer eines Zusatzaufwandes bedürfen, die Hausakte auszufüllen, zu pflegen und zu ergänzen).
  • in den vielen manuellen Schnittstellen zur Datenübergabe von Architekten / Baufirmen / Facility Managern an die Hausakte bzw. von der Hausakte an die Datennutzer.
  • Aufgrund der statischen Natur des Modells ist zu erwarten, dass ein Gebäudematerial-Datenblatt nach der Errichtung eines Gebäudes erstellt wird, aber nicht in die Nutzungsphase überführt wird (da der Informationsgehalt für das Facility Management zu gering ist)

 

Im zweiten Ansatz wird das Planungstool „Building Information Model“ (BIM) um jene Parameter erweitert, die seine Nutzung als Gebäudematerial-Informations­system erlaubt. Alle Informationen, die für die effiziente Wartung und Instandhaltung des Gebäudes, sowie für den effizienten Rückbau erforderlich sind, werden bei der Planung des Gebäudes mit dem Planungstool selbst gesammelt, im 3-dimensionalen Modell des Gebäudes verortet und abgespeichert. Wenn die Bauausführung vom Plan abweicht, kann das Gebäudematerial-Informationssystem laufend aktualisiert werden. Auch jeder Aus- und Umbau kann im Modell eingetragen und die Materialinformation aktualisiert werden. Für die Übergabe der Überblicksdaten des Gebäudes an das zentrale Gebäude- und Wohnungsregister kann die Möglichkeit geschaffen werden, ein zusammenfassendes Gebäudematerial-Datenblatt zu erstellen.

 

Der hauptsächliche Nachteil dieses zweiten Ansatzes, liegt darin, dass Building Information Models in Österreich erst in der Markteinführungsphase sind und noch nicht als Standardplanungstool angesehen werden können. Die Möglichkeiten der Erweiterung zum Gebäudematerial-Informationssystem für die Nutzungs- und Nachnutzungsphase sowie der optimale Detailierungsgrad der Informationen, müssten in Pilotprojekten erst getestet werden. Darüber hinaus müssen Barrieren an Schnittstellen v.a. zwischen Bau- und Nutzungsphase und bei Eigentümerwechseln überwunden werden, um das BIM über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes effizient nutzbar zu machen. Somit bestehen gegenüber dem Gebäudematerial-Datenblatt ein deutlicher Entwicklungsaufwand und ein gewisses Entwicklungsrisiko.

 

Der Ansatz „Erweiterung des Building Information Models“ hat viele Vorteile. Dazu gehören:

  • Exakte Verortung der Bauteile und Baustoffe im Objekt, damit können Schadstoffe beim Rückbau oder in der Sanierung leichter gefunden werden
  • Ein sehr hoher Detaillierungsgrad ist möglich
  • Es existiert ein gesamthaftes Modell, in welches elektronisch eingearbeitet wird; alle Informationen sind an einem Ort systematisch gesammelt, geordnet, jederzeit abrufbar und aktualisierbar
  • Die in einem BIM zugrunde liegenden Bauteile können um fast unendlich viele Parameter der Energie- und Ressourceneffizienz erweitert und so nutzbar gemacht werden
  • Das System kann potenziell so weit entwickelt werden, dass es bei Neubauten keinerlei Zusatzaufwand mehr erfordert,  die benötigten Gebäudematerial- und Facilitymanagement-Informationen zu integrieren
  • Die Informationen, welche für die Nutzungs- und Nachnutzungsphase gesammelt werden, können auch zur Optimierung des Gebäudes in der Planungsphase genutzt werden, um ein Gebäude mit minimalen Lebenszyklusumweltbeeinträchtigungen, minimalem Ressourcenver­brauch und minimalem Lebenszyklusenergieverbrauch zu konzipieren.

 

Im Vergleich der zwei Ansätze hat die Entwicklung eines BIMs zum Gebäudematerial-Informationssystem langfristig die besseren Aussichten, sich durchzusetzen und ein viel größeres Potenzial, zur Effizienzsteigerung der österreichischen Gebäudeinfrastruktur beizutragen.

 

Auch im zweiten Ansatz sollten die Kerninformationen eines Gebäudes an die Baubehörde und das zentrale Gebäude- und Wohnungsregister übergeben werden können. Die einfachste Möglichkeit für diese Übergabe der Kerninformationen ist die Generierung eines Gebäudematerial-Datenblatts aus dem BIM heraus. Somit spielt das Gebäudematerial-Datenblatt in beiden Ansätzen eine wichtige Rolle, im ersten als Anfangspunkt im zweiten als Schnittstelle zu den Behörden. Deshalb wird empfohlen

  1. Einen Stakeholderprozess zu starten mit dem die Unterstützung für die Entwicklung und Einführung des Gebäudematerial-Datenblatts gewonnen wird und
  2. Pilotprojekte zu starten, um BIMs in Richtung integriertes Gebäudematerial-Informationssystem zu entwickeln.
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