R-Bau - Rückbaustrategie zur Forcierung des verwertungsorientierten Rückbaus im Wohnbau - Ergebnisse

R-Bau Projektergebnisse
Projekttitel: 
Entwicklung einer praxisorientierten replizierbaren Rückbaustrategie zur Forcierung des verwertungsorientierten Rückbaus im Wohnbau
Akronym: 
R-Bau
Zeitraum: 
2014 - 2016
Projektdurchführung: 
Österreichische Energieagentur (AEA)
Ressourcen Management Agentur (RMA)
Unterstützt durch: 
Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit)

Durch Modellrechnungen lässt sich belegen, dass der Aufwand für Rückbau und Entsorgung von Baurestmassen aufgrund der gestiegenen Material- und Bauteilvielfalt in historischen Gebäuden in der Regel zunimmt. Dies hat nicht nur Einfluss auf die Kosten, sondern auch auf die Umwelt und den (energetischen) Ressourcenverbrauch. In Zukunft wird es daher erforderlich sein, in Abhängigkeit der Materialzusammensetzung bzw. in Abhängigkeit der verbauten Bauteile, das unter verschiedenen Gesichtspunkten optimale Rückbau- und Entsorgungskonzept zu bestimmen.

Ausgangssituation/Motivation

Bis Ende 2015 spielte der verwertungsorientierte Rückbau bei Abbruch- und Sanierungstätigkeiten eine untergeordnete Rolle. Der Abbruch von Bauwerken wird grundsätzlich pauschal ausgeschrieben und abgerechnet, die anfallenden Abfälle (v.a. Bauschutt) werden oft kostenintensiv deponiert. In diesen Abbruchmaterialien steckt jedoch ein enormes Kosteneinspar- und Ressourceneinsparpotenzial, das bisher ungenutzt bleibt. Laut EU-Abfallrahmenrichtlinie sollen die Abbruchmaterialien nämlich in erster Linie wiederverwendet oder -verwertet werden und erst zuletzt entsorgt werden. In Österreich wird diese Richtlinie unter anderem durch die neue Recycling-Baustoffverordnung umgesetzt, welche seit 01. Jänner 2016 in Kraft ist.

Inhalte und Zielsetzungen

Inhalt des Projekts "R-Bau" ist es, gemeinsam mit relevanten Stakeholdern eine replizierbare Rückbaustrategie zur Forcierung des verwertungsorientierten Rückbaus zu entwickeln. Dadurch soll ein wesentlicher Beitrag geleistet werden, den verwertungsorientierten Rückbau im Wohnbau als Stand der Technik zu etablieren. Nur dadurch können die eingangs erwähnten Vorgaben in Österreich erfolgreich umgesetzt werden.

Methodische Vorgehensweise

In einem ersten Schritt wurde der Abbruchprozess sowie die Teilprozesse Planung, Ausschreibung/Vergabe Durchführung und Abfallwirtschaft im Bereich Hochbau durch eine Literaturrecherche und ExpertInnengesprächen untersucht und hinsichtlich rechtlicher, technischer und ökonomischer Rahmenbedingungen analysiert. Darauf aufbauend galt es Bauteile bzw. Baumaterialien, die sich für eine Wiederverwendung bzw. -verwertung eignen, zu identifizieren, zu kategorisieren und zu bewerten. Hierzu wurden standardisierte Gebäudemodelle entwickelt um darauf aufbauend mittels geeigneter Softwaretools die Rückbaufähigkeit der Baustoffe und -teile vom Abbruch bis zum Wiedereinsatz technisch, ökonomisch, ökologisch und energetisch zu bewerten. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden schließlich für den Aufbau eines Rückbaukatalogs herangezogen, welcher neben einer Checkliste, Handlungsanweisungen und Mustertexten für die Ausschreibung auch Empfehlungen für den Neubau enthält. Aufbauend darauf wurde gemeinsam mit relevanten Stakeholdern (v.a. Wohnbauträger, Abfallwirtschaft, Bauwirtschaft, Verwaltung) eine österreichweit replizierbare Umsetzungsstrategie erarbeitet, um die praktische Umsetzung des verwertungsorientierten Rückbaus im Hochbau in Österreich zu forcieren. Grundlage dafür bildeten Umfragen, Workshops und ExpertInnengespräche in ganz Österreich.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen

Die Ist-Analyse des Abbruchprozesses hinsichtlich rechtlicher, technischer und ökonomischer Rahmenbedingungen zeigt, dass das Paradigma der integrativen Planung, Ausschreibung/Vergabe, Durchführung und Abfallwirtschaft von Abbruchtätigkeiten in Österreich nicht Stand der Technik ist (Stand: Dezember 2015). In der Regel werden Pauschalangebote ausgeschrieben, vergeben und abgerechnet. Als Optimierungsmaßnahme wird die Forcierung einer integrativen Planung, Ausschreibung und Durchführung von Abbruchtätigkeiten angesehen. Die Simulationen des verwertungsorientierten Rückbaus anhand spezifischer Baustoffe und -teile der Gebäudemodelle haben gezeigt, dass die in unterschiedlichen Bauperioden verwendeten Bauteile einen unterschiedlichen Aufwand für Rückbau und Entsorgung bedeuten. Aus diesem Grund sind Abbruchgebäude nicht als homogene Einheit zu sehen bzw. zu bewerten, sondern als Katalog einer Vielzahl von Bauteilen, die durch laufende Sanierungsmaßnahmen historisch variieren können. Durch Modellrechnungen lässt sich belegen, dass der Aufwand für Rückbau und Entsorgung von Baurestmassen aufgrund der gestiegenen Material- und Bauteilvielfalt in historischen Gebäuden in der Regel zunimmt. Dies hat nicht nur Einfluss auf die Kosten, sondern auch auf die Umwelt und den (energetischen) Ressourcenverbrauch. In Zukunft wird es daher erforderlich sein, in Abhängigkeit der Materialzusammensetzung bzw. in Abhängigkeit der verbauten Bauteile, das unter verschiedenen Gesichtspunkten optimale Rückbau- und Entsorgungskonzept zu bestimmen. Hinsichtlich der Umsetzung eines verwertungsorientierten Rückbaus in zukünftigen Gebäuden wurden folgende Empfehlungen abgeleitet:

  • Nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen (EU-BauproduktenVO)
  • Umsetzung der integralen Bauplanung und -durchführung
  • Einhaltung des Kostendeckungsprinzips
  • Nachhaltiger Ausschreibungsprozess / Beschaffung
  • (ökologische) Nachhaltigkeit als Teil der Unternehmensstrategie

Auf der Meta-Ebene geht es darum, einerseits Recycling-Materialen auf den Markt zu bringen (Angebot schaffen). Andererseits muss durch gezielte Maßnahmen (nachhaltige Planung, Ausschreibung und Unternehmensausrichtung) auch die Nachfrage geschaffen werden. Weitere Details sind in dem öffentlich verfügbaren Rückbaukatalog beschrieben.

Ausblick

Um den verwertungsorientierten Rückbau in Österreich nachhaltig in der Praxis zu etablieren, müssen zukünftig folgende Maßnahmen umgesetzt werden:

  • Impulssetzung durch den Gesetzgeber (z.B. Optimierung bestehender und Schaffung neuer regulatorischer Maßnahmen; Entwicklung finanzieller Anreizsysteme)
  • Weiterentwicklung und Forcierung von Informations- und Schulungsveranstaltungen
  • Umsetzung von Pilotprojekten
  • Schaffung eines Markts für Sekundärrohstoffe
  • Entwicklung von Werkzeugen für die effiziente und effektive Bearbeitung von speziellen Fragestellungen

Durch die Umsetzung dieser Maßnahmen wird ein relevanter Beitrag geliefert, die Rahmenbedingungen im Bereich „Nachhaltigkeit in Bau und Rückbau“ zu adaptieren, um ein Ressourcenmanagement auf betrieblicher bzw. regionaler Ebene zu entwickeln. Mehrere Betriebe/Gemeinden/Regionen mit funktionierendem Ressourcenmanagement bilden wiederum die Grundlage für die Etablierung des verwertungsorientierten Rückbaus auf nationaler Ebene. Weitere Details sind in der öffentlich verfügbaren Umsetzungsstrategie beschrieben.

Weitere Ergebnisse sind auf der Hompeage der Österreichischen Energieagentur (AEA) zu finden >Link<