GEVA - Erfassen und Verwerten von Altpapier

Projekttitel: 
GEVA - Grenzen der Erfassung und Verwertung von Altpapier in Österreich
Akronym: 
GEVA
Zeitraum: 
1999
Projektdurchführung: 
Ressourcen Management Agentur (RMA)
TU Wien - Institut für Wassergüte und Abfallwirtschaft
Unterstützt durch: 
APR - Austria Papier Recycling GmbH

Ziel ist es, für die Sammlung und Verwertung von Altpapier in Österreich aussagekräftige, die Ziele des Abfallwirtschaftsgesetzes (AWG) berücksichtigende, Entscheidungsgrundlagen zu schaffen. Der aktuelle Papierhaushalt und mögliche Alternativen werden mittels einer Stoffflussanalyse charakterisiert und durch die Indikatoren Energie- und Ressourceneffizienz (MIPS), Treibhauspotential, Deponiebedarf und Kosten bewertet. Die Resultate zeigen, dass, durch eine optimale Variante der Altpapierbewirtschaftung für die De-inker, die Ziele des AWG wirtschaftlicher und besser erreicht werden können.

 
Kurzfassung
 
Das Ziel dieser Studie ist es, für die Sammlung und Verwertung von Altpapier in Österreich aussagekräftige, die Ziele des Abfallwirtschaftsgesetzes (AWG) berücksichtigende, Entschei­dungsgrundlagen zu schaffen. Die Resultate sollen zeigen, ob durch eine optimale Variante der Altpapierbewirtschaftung für die Deinker die Ziele des AWG wirtschaftlicher und besser erreicht werden können.
 
Den Ausgangspunkt der Untersuchung stellt eine Charakterisierung des österreichischen Papierhaushaltes dar. Das Hauptaugenmerk wird auf die deinkenden Betriebe gelegt. Das Vorgehen umfasst die Erhebung der notwendigen Daten, die Auswahl der zu verwendenden Methoden und eine anschließende Bewertung. Als Methode zur Erfassung wird die Stofffluss­analyse verwendet. Es werden Güter-, Stoff-, Energie- und Kostenbilanzen erstellt. Der Be­wertung werden die Ziele des Abfallwirtschaftsgesetzes (Schutz des Menschen und Umwelt, Schonung von Ressourcen und Schonung von Deponievolumen) zu Grunde gelegt. Es werden die potentiellen Umweltwirkungen anhand der Ergebnisse der einzelnen Bilanzen beurteilt.
 
Es werden der Papierhaushalt der Deinker (IST-Zustand) und zwei Szenarien (alternativ und optimal) bewertet. Der IST-Zustand wird mittels einer Güterbilanz beschrieben. Das optimale Szenario basiert auf zwei Annahmen: 1. Die derzeit übliche gemischte Altpapiersammlung wird durch eine separate Sammlung von grafischen Papieren ersetzt. 2. Die österreichische Deponieverordnung tritt 2004 in Kraft. Die Bewertung des IST-Zustandes und der beiden Szenarien umfasst die Parameter: Ressourcenverbrauch, Treibhauseffekt, Energieverbrauch und Kosten. Es muss betont werden, dass das optimale Szenario auf einer tatsächlichen Inkraftsetzung der Deponieverordnung fußt und die Aussagen und Schlussfolgerungen über die Szenarien dieser Studie nur dann gelten, wenn diese in Kraft tritt.
 
Folgende Schlussfolgerungen wurden gezogen:

  • Die gegenwärtige Altpapierbewirtschaftung entspricht in folgenden Punkten nicht den Zie­len des Abfallwirtschaftsgesetzes: Die deponierte Menge an Altpapier im Restmüll (0,37 Mio. t) schont weder Deponievolumen noch Ressourcen. Die Deponierung von Altpapier trägt indirekt zu Treibhausgasemissionen (0,13 Mio. t C) bei und widerspricht damit dem Ziel „Schutz des Menschen und der Umwelt“. Der Energieinhalt des Altpapiers im Restmüll (1.630 TJ) wird gegenwärtig nur teilweise in Müllverbrennungsanlagen genutzt, der Großteil des Energieinhaltes wird ungenutzt deponiert und führt zu einer Vergeudung von Energieressourcen.
  • Ein Umstieg von der derzeit üblichen gemischten Altpapiersammlung auf eine getrennte Sammlung von ausschließlich grafischem Papier würde zu keiner Veränderung der von den Deinkern zu verarbeitenden Menge an Altpapier führen, hätte jedoch eine Erhöhung der Altpapierfracht im Restmüll von etwa 11 % zur Folge.
  • Das optimale Szenario führt bei keinem der betrachteten Bewertungskriterien zu einer Ver­schlechterung. Im Vergleich zum IST-Zustand weist das optimale Szenario folgende Ver­änderungen auf: 1. Reduktion des Flusses in die kommunalen Deponien um 60 % und jene in die betrieblichen Deponien um 100 %. Dies bewirkt einen positiven Beitrag bezüglich einer Schonung von Deponievolumen. 2. Reduktion der Kohlenstofffracht in die kommu­nalen Deponien um 97 % und in die betrieblichen Deponien um 100 %. Dies verringert die Treibhausgasemissionen. 3. Reduktion des Gesamtenergiebedarfs der Altpapiersammlung um 13 %. 4. Erhöhung des Energieinhaltes des Restmülls aufgrund des gestiegenen Alt­papieranteils um 230 %. Dadurch steigt die (theoretisch) produzierte Fernwärmemenge Netto um das 3-fache und trägt damit zu einer Schonung von Energieressourcen bei.
  • Das optimale Szenario führt im Vergleich zum IST-Zustand zu keiner wesentlichen Änderung der Gesamtkosten. Die geänderte Altpapiersammlung bringt in der Altpapier­sortierung eine Kostenreduktion von 30 %. Die gestiegene Altpapierfracht im Restmüll bewirkt in der Restmüllsammlung eine Kostenerhöhung der Restmüllsammlung von ca. 20 %. Der Anstieg der Kosten der kommunalen Abfallbehandlung beträgt etwa 18 %. Insgesamt reduzieren sich die gesamten Kosten um <1 %.
  • Ein qualitativer Vergleich aller untersuchten Bewertungskriterien zeigt, dass die Altpapiersammlung bezüglich Erreichung der Ziele des Abfallwirtschaftsgesetzes in keinem Fall der entscheidende Steuerungsprozess ist. Bezüglich Steuerung der Emission klimarelevanter Treibhausgase und der Ressourcen- und Energieeffizienz ist der Produktionsprozess der Deinker der relevante Prozess. Eine wesentliche Reduktion des Verbrauchs an Deponievolumen kann nur über die kommunale Abfallbehandlung erfolgen. Das optimale Szenario zur Steuerung der Altpapiersammlung führt mit Ausnahme der Res­sourceneffizienz Luft bei allen anderen Bewertungskriterien zu keiner Verschlechterung der IST-Situation. Das optimale Szenario führt aber auch nicht zu einer entscheidenden Verbesserung bezüglich der Erfüllung der Ziele des Abfallwirtschaftsgesetzes.
  • Die im optimalen Szenario zusätzlich in den Restmüll gelangende Menge an Altpapier be­läuft sich auf 41.000 t und hat einem Energieinhalt von 3.800 TJ. Dieser Energieinhalt ent­spricht 35 % der von den Deinkern jährlich benötigten Endenergie von 11.000 TJ. Zur Schonung der Energieressourcen ist es nötig, dass der Energieinhalt dieser Fraktion ener­getisch verwertet wird.
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