Wie Wien Nachhaltigkeit misst!

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Im Projekt ReKna - Nachhaltig essen wird recherchiert, wie öffentliche Institutionen im In- und Ausland mit der Fragestellung „Nachhaltigkeits-Kriterien im Speiseplan von Großküchen“ umgehen und welche Kriterien für die Umsetzung einer nachhaltigen Lebensmittel- und Speisenauswahl definiert und herangezogen werden. Mit Hilfe dieses Querschnitts werden für die ÖkoKauf-Arbeitsgruppe „Lebensmittel“ die derzeitigen Richtlinien für die nachhaltige Beschaffung von Lebensmitteln in Wien evaluiert und Möglichkeiten für deren zukünftige Weiterentwicklung aufgezeigt.

Nur in Wien gibt der Klimaschutz den Anstoß für eine nachhaltige Lebensmittel- und Speisenbeschaffung, verankert in den beiden vom Gemeinderat beschlossenen Klimaschutzprogrammen. In anderen (Bundes)Ländern stehen Motive wie Gesundheit, Förderung regionaler Wirtschaft, Ökologie oder soziale Aspekte im Vordergrund. Die praktische Umsetzung der Vorgaben von ÖkoKauf wird in Wien durch einen Erlass des Magistratsdirektors erreicht. Dieser gewährleistet, dass die ÖkoKauf-Vorgaben bei Einkäufen durch die Stadt angewendet werden müssen. Diese konsequente Art der Umsetzung ist auch nur in Wien zu finden.

Die von Wien zur Beurteilung der Nachhaltigkeit von Speisen und Lebensmitteln verwendeten Maßzahlen werden auch von anderen Städten und Ländern verwendet. Häufig werden Absichtserklärungen oder Formulierungen wie „nach Möglichkeit“ oder „möglichst hoher/geringer Anteil“ verwendet, wo sich Wien die Einhaltung konkreter (Grenz)Werte vorgenommen hat. Generell ist der Bio-Anteil der am weitest verbreitete Indikator zur Beurteilung der Nachhaltigkeit. Der von Wien angestrebte Wert von 50 % Bio erscheint angesichts der Erfahrungen in den recherchierten Städten als ambitioniert aber erreichbar. Regionalität, Saisonalität, die Verwendung frischer, wenig verarbeiteter Lebensmittel, weniger Fleisch und Fairtrade sind weitere Nachhaltigkeitskriterien.

Im internationalen Vergleich bestätigt sich der erfolgreiche Weg von ÖkoKauf bei der Beschaffung von Lebensmittel und Speisen nach nachhaltigen Gesichtspunkten. Als weitere Schritte sollen die bestehenden verbindlichen, quantitativen Vorgaben für den Einkauf um entsprechende Kriterien für Regionalität und Saisonalität, Verwendung frischer, unverarbeiteter Produkte sowie Fleisch bei der Speisenzubereitung erweitert werden. Lernen können wir von Initiativen in den Niederlanden und Großbritannien, die das Thema Lebensmittel und Speisen gesamtgesellschaftlich thematisieren und bearbeiten, vom Anbau über Verarbeitung, Handel, Zubereitung, Konsum bis zur Entsorgung. Ein erster Schritt ist, die positiven Auswirkungen der nachhaltigen Lebensmittel-Beschaffung der letzten 15 Jahre durch ÖkoKauf auf Gesundheit, lokale Wirtschaft, Verkehr, Energieverbrauch, … nach außen tragen.

Ein weiterer Schritt ist die Entwicklung einer Lebensmittelstrategie für Wien. Ressortübergreifend thematisiert sie die Versorgung einer Millionenstadt mit Lebensmittel und Speisen. Dabei werden alle Betroffenen und Stakeholder auf allen Ebenen der Herstellung und Nutzung von Lebensmitteln angesprochen und miteinbezogen. Anknüpfend an die Forderungen der Smart City Wien Rahmenstrategie, wird die Basis für die Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen gelegt, über die Intention des Klimaschutzes hinaus.